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Perfektionismus: Wann ist gut zu gut?

Lernen Sie, was Perfektionismus ist und welche Ursachen es dafür gibt. Verstehen Sie die Unterschiede zwischen den drei Arten des Perfektionismus und deren Folgen. Sie erhalten auch Tipps zum Umgang mit Perfektionismus.

Inhalte

Was ist Perfektionismus?

Perfektionismus ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das durch den Wunsch gekennzeichnet ist, alles stets perfekt zu machen. Das kann sich sowohl auf die eigenen Leistungen als auch auf das Äußere beziehen. Oftmals ist Perfektionismus jedoch mit negativen Aspekten verbunden, da er regelmäßig mit hohem Leistungsdruck und Selbstkritik einhergeht. So kann es zum Beispiel dazu führen, dass man sich selbst ständig unter Druck setzt und nie zufrieden ist. Auch kann es zur Folge haben, dass man Angst hat, Fehler zu machen oder Neues auszuprobieren.

Ursachen

Durch unsere Erziehung und durch die Gesellschaft, in der wir aufwachsen, lernen wir, dass bestimmte Verhaltensweisen richtig oder falsch sind. Dies gilt insbesondere für die Bereiche, in denen wir überdurchschnittlich begabt sind oder in denen wir uns besonders hervortun.

Wenn wir schon in der frühen Kindheit immer wieder hören, dass wir gut sein müssen, um geliebt zu werden oder Anerkennung zu bekommen, dann ist es kein Wunder, dass viele Menschen einen inneren Antrieb entwickeln, diesen Erwartungen gerecht zu werden. Oft ist es auch so, dass perfektionistische Menschen in ihrer Familie oder Umgebung perfektionistische Vorbilder haben. Dies kann ebenfalls eine Rolle spielen.

Mit den sozialen Medien verstärkt sich dieser Effekt, denn dort sehen wir ständig scheinbar perfekte Leben – perfekte Körper, Beziehungen und Karrieren; alles scheint immer einfach und schön, vermeintlich perfekt. Viele Nutzer fühlen sich dadurch unter Druck gesetzt, diesen Ansprüchen ebenfalls zu genügen.

Drei Arten des Perfektionismus

In der Wissenschaft wird häufig zwischen drei Arten des Perfektionismus unterschieden:

  • selbstorientierter Perfektionismus
  • sozial vorgeschriebener Perfektionismus
  • fremdorientierter Perkfektionismus

 

Selbstorientierte Perfektionisten haben den Anspruch an sich selbst, perfekt zu sein. Sie streben nach der perfekten Karriere, dem perfekten Körper, dem perfekten Lifestyle oder ähnlichem. Häufig fokussiert sich der Anspruch der Perfektion auf einen bestimmten Lebensbereich. Während sie dadurch stark mit sich selbst beschäftigt sind, versuchen sie gesellschaftlich möglichst nicht anzuecken und passen sich daher Normen und Erwartungen anderer an. 

Sozial vorgeschriebener Perfektionismus folgt dem Glauben, perfekt sein zu müssen, um die Erwartungen der anderen zu erfüllen. Ihr Handeln richten sie an den vermeintlichen Erwartungen anderer aus. Häufig haben Perfektionisten diesen Typs einen sehr geringen Selbstwert. So ist auch ihr Humor in der Regel selbstkritisch oder -ironisch.

Fremdorientierte Perfektionisten richten ihren Perfektionsanspruch an andere. Sie zeigen kein Interesse am Einhalten von sozialen Normen und äußern sich missbilligend, abfällig und wertend über andere. Häufig wird dieser Typ des Perfektionismus in Zusammenhang mit der Dunklen Triade der Persönlichkeiten (Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie) gebracht.

Was sind die Folgen von Perfektionismus?

Perfektionismus kann unser Leistungsstreben verstärken und wir werden dafür mit beruflichem Erfolg, positivem Feedback für unsere Gewissenhaftigkeit, unsere Disziplin oder die gegangene „Extra-Meile“ belohnt. 

Doch die Medaille hat auch eine Kehrseite: Das Streben nach Perfektion ist häufig verbunden mit der Angst, Erwartungen nicht zu erfüllen oder doch nicht gut genug zu sein. Die Angst vor Fehlern und vorm Scheitern kann lähmend wirken. Kreativität und Spontanität kommen zum Erliegen.

Und dann ist da noch die Rastlosigkeit und der Stress, weil das Streben nach Perfektion per Definition ein endloses ist. Neben den psychischen Problemen können so auch körperliche Beschwerden dazu kommen. So stehen beispielsweise auch Angststörungen, Burnout, Depressionen, Erschöpfung, Essstörungen, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Verspannungen im Zusammenhang mit Perfektionismus.

Fremdorientierter Perfektionismus kann dazu führen, dass man immerzu andere Menschen kritisiert und ihnen nie wirklich die Chance gibt, etwas richtig zu machen. Dies kann zu Konflikten führen, das Verhältnis zu anderen Menschen belasten und zu sozialer Isolation führen.

Alles in allem ist Perfektionismus also kein wünschenswerter Zustand und kann zu sehr negativen Folgen führen. Wer bei sich selbst perfektionistisches Verhalten erkennt und sich nicht in der Lage sieht, um der eigenen Bedürfnisse willen auch mal von dem Perfektionsanspruch abzurücken, der sollte sich professionell unterstützen lassen, bevor sich chronische Leiden etablieren.

Tipps zur Bewältigung

  1. Akzeptanz: Erkennen Sie, in welchen Bereichen Sie perfektionsitsich sind und erkennen Sie es an.
  2. Beeinträchtigung: Unterscheiden Sie, ob Sie durch Ihren Perfektionismus angetrieben (funktionaler Perfektionismus) oder ausgebremst (dysfunktionaler Perfektionismus) werden.
  3. Entwickeln Sie Strategien, die zu Ihnen passen. 

 

Hier ein paar Beispiele:

Funktionaler Perfektionismus

  • Definieren Sie den Zustand „fertig“

Überlagen Sie sich vorab Kriterien, an denen Sie erkennen, dass die Aufgabe abgeschlossen ist. Das verhindert, dass Sie in Ihrem Perfektionismus über das Ziel hinaus schießen.

  • Aktiv Pausen und Entspannung einplanen

Schützen Sie sich vor zu großer und dauerhafter Verausgabung und Erschöpfung, indem Sie bewusst Pausen einlegen. Achtsamkeitstraining, Yoga oder andere Methoden lassen sich auch in kurzen Zeitabschnitten sinnvoll in den Alltag integrieren.

 

Dysfunktionaler Perfektionismus

  • Zwischenziele setzen

Wenn Sie sich von der Aufgabe und Ihrem Anspruch, sie perfekt zu erledigen, wie gelähmt fühlen, dann versuchen Sie die Aufgabe in kleine Abschnitte zu zerlegen. Setzen Sie sich realistische Ziele und erkennen Sie so, wie Sie voran kommen. Das motiviert und treibt an.

  • Bewertung loslassen

Perfektionisten koppeln Ihren Selbstwert stark an die Bewertung Ihrer eigenen Leistung. Werden Sie sich bewusst, dass Sie mehr sind als Ihre Aufgabe oder Ihr Ergebnis. Umgeben Sie sich mit Leuten, die Sie bestärken und annehmen, wie Sie sind.

Fazit

Perfektionismus ist ein Persönlichkeitsmerkmal, dass die Betroffenen mitunter stark herausfordert, ihren Alltag zu bestreiten. Die Ursachen liegen häufig in der frühen Kindheit und werden durch soziale Medien noch weiter verstärkt. Neben der psychischen Belastung können auch körperliche Beschwerden zu den Folgen gehören und eine nicht aufrecht zu erhaltende Leistungsfähigkeit. Sobald Einschränkungen der Alltagsfähigkeit zu beobachten sind, sollten sich Betroffene Hilfe suchen, zum Beispiel durch eine psychologische Beratung

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